Emotionen und Affekte – Perspektiven in der Politischen Psychologie

Jahrestagung der IPU Berlin 2024


Vom 25. bis 27. April findet die diesjährige Jahrestagung der IPU Berlin statt. Unter dem Titel "Emotionen und Affekte" fokussiert die Tagung dieses Mal auf Perspektiven in der Politischen Psychologie. Organisiert wird die Tagung von den IPU-Professoren Thomas Kühn, Phil C. Langer und Gavin Sullivan.

Ob im Rahmen von Feierlichkeiten, Wettbewerben, Konflikten oder Kriegen die Prozesse und Praktiken im Raum des Politischen haben schon immer ein breites Spektrum an Emotionen hervorgerufen. Diese können beispielsweise von der Abwesenheit von Emotionen in Formen von Langeweile bis hin zu intensivem Engagement und Widerstand reichen, die mit Begriffen wie Wut, Hass und Ressentiment beschrieben werden. Wenn positive, negative und komplexe gemischte" Emotionen über soziale Medien geteilt oder mobilisiert werden, kann die daraus resultierende Verbreitung und Zirkulation von Gefühlen dazu führen, dass sowohl vage definierte Affekte (z. B. eine Abneigung gegen eine bestimmte Art von Politik) als auch präzise artikulierte Emotionen eine Eigenlogik entwickeln und sich in exzessiver Weise manifestieren.

In dieser Tagung geht es nicht nur um jene Arten von Gefühlen, die beim freien Assoziieren über "Politik" leicht in den Sinn kommen, sondern auch um die weniger offensichtlichen oder zugänglichen Muster von Affekten, Diskursen, Gedächtnis, Identität und den Merkmalen ihrer Umgebung. Formen des individuellen und kollektiven Erinnerns, Vergessens, Verdrängens und Unterdrückens von Affekten und Emotionen, die politisierte Identitäten formen, schaffen und neu erschaffen, sind unsere Diskussions- und Analyseobjekte. Politische Affekte und Emotionen treten in der Regel dann auf, wenn wir uns um das, was wir uns um das, was in unserer alltäglichen Lebensweltlichkeit geschieht, sorgen, und werden immer dann besonders deutlich, wenn Menschen etwas in Szene setzen, was weit über diese Sorge um eine gemeinsam geteilte Welt hinausgeht.

In der Auseinandersetzung mit emotionsgeladenen Themen wie Trauer in der Politik, dem affektiven Attraktionspotenzial rechter und rechtsextremer Bewegungen, der Führung in Zeiten von Identitätspolitik und einer Politik des Stolzes geht es nicht nur um die Analyse unserer emotionalen Vergangenheit und Gegenwart, sondern auch um die emotionalen Anziehungskräfte auf ganz unterschiedliche politische Zukünfte.

Welche Affekte werden in Prozessen der sozialen Polarisierung mobilisiert? Welche Ängste liegen dieser Frage zugrunde? Wie können Emotionen auch für "gute" Führung genutzt werden? Und wie können Emotionen in der affektgeladenen Beforschung politischer Phänomene genutzt werden? Mit der Jahrestagung, die programmatisch der Rolle von Emotionen und Affekten gewidmet ist, laden wir Sie ein, diesen und anderen Fragen nachzugehen und gemeinsam mit uns das Potenzial einer (nicht nur psychoanalytisch informierten) politischen Psychologie in der emanzipatorischen und gesellschaftskritischen Tradition der IPU auszuloten.

Programm

Neben zwei Hauptvorträgen von Cynthia Miller-Idriss (American University, Washington, USA) and Catarina Kinnvall (Lund University, Schweden), zwei international renommierten Wissenschaftler:innen auf dem Gebiet der politischen Psychologie und zahlreichen Vorträgen und Podiumsdiskussionen mit namhaften und innovativen Referent:innen wird es eine Posterausstellung zu spannenden Forschungsprojekten von Student:innen, Doktorand:innen, Post-Docs und Professor:innen der IPU und assoziierter Institutionen geben. Als Kooperationsprojekt ist auch eine Ausstellung über exzessive Gewalt in Syrien geplant.

Die Konferenzsprachen sind Deutsch und Englisch. Eine Übersetzung der deutschen oder englischen Präsentationen ist nicht vorgesehen. Eine Ad-hoc-Übersetzung von Fragen und Antworten ist während der Diskussion der Beiträge durchaus möglich.

Vorläufiges Tagungsprogramm mit Abstracts der Beiträge und Informationen zu den Beiträger:innen

18:00-18:30: Einlass und Registrierung

 

18:30-18:45: Eröffnung der Tagung: Gavin Sullivan (IPU)

 

  • Vorstellung Graphic Recording: Dominique Kleiner
  • Vorstellung der Tagungsbegleitung: Verena Pohl, Ida von Holtum & Jonas Rudolph

 

18:45-19:00: Geleitwort: Jan-Hendrik Olbertz (Präsident IPU)

 

19:00-20:15: Keynote: Catarina Kinnvall (Lund University)  Authoritarian populism as the new normal? Psychoanalytical approaches

Anschließend: Empfang mit Möglichkeit des Besuchs der Poster- und Kunstausstellung "We remember. We resist" (siehe unten). Hinweis: Die Ausstellung kann auch ohne vorherige Anmeldung besucht werden.

09:15-09:45: Einlass mit kleinem Tagungsfrühstück

 

09:45-10:00: Einführung in den Tag: Phil C. Langer (IPU)

 

10:00-12:00: Panel 1: Grievance in Politics

  • Gavin Sullivan (IPU, Berlin) Grievances, Resentment and Ressentiment in Fromm´s Weimar workers and employees on the eve of the Third Reich study
  • Mikko Salmela (Copenhagen) Two Types of Resentment
  • Tereza Capelos (Southampton) The Self, Precarious Identities, and Resentful Affect in the Era of Grievance Politics

 

Ab 12:00: Mittagspause mit Fingerfood

 

12:30-13:15: Lunch Talk: Mit Emotionen und Affekten forschen: psychoanalytische und sozialwissenschaftliche Zugänge zu politischen Phänomenen mit Christine Kirchhoff (IPU), Ines Gottschalk (KKC Bochum) und Alina Brehm (IPU), moderiert von Niclas O`Donnokoé)

 

13:30-15:30: Panel 2: Das affektive Attraktionspotenzial rechtsextremer Bewegungen

 

  • Sebastian Winter (Uni Hannover; ISS Frankfurt; IPU): Dynamiken der Vergemein-schaftung in „völkischen“ Jugendbünden
  • Andrea Roepke: Remigration – Volksgemeinschaft – Völkische Ideologie: Einfluss-nahme und Netzwerke in der Bundesrepublik
  • Franziska Behringer, Laura Füger, Alexander Möbius Paul Obermeyer (IPU): Erlebnis zwischen den Welten – „Völkische“ Jugendbünde als Orte rechtsextremer Sozialisation

 

15:30-16:00: Kaffeepause mit Möglichkeit zum Besuch der Poster- und Kunstausstellung

 

16:00-18:00: Panel 3: Leadership in Times of Identity Politics

 

  • Thomas Bruhn: On the relationship between transformative spaces and identity politics
  • Amanda Fang: The importance of emotions and values for risk governance
  • Samuel Heer: Identity Politcs and Leading Humanitarian Actions
  • Arno Kirchhof (Auswärtiges Amt): Diplomacy and Identity Politics
  • Thomas Kühn (IPU): Leadership as Normative Identity Work

 

18:00-19:00: Fingerfood und Kunstausstellung We remember.We resist. mit Impulsvortrag und Videoinstallation

Die Kunstausstellung kann auch ohne Anmeldung besucht werden.

 

19:00-21:00: Keynote: Cynthia Miller-Idriss (Hybrid*) - Der Online-Vortrag wird in Hörsaal 1, 3. Etage, Stromstr. 2, übertragen.

*
Der Abendvortrag von Cynthia Miller-Idriss kann auch ohne Teilnahme an der Tagung über Zoom besucht werden. Wenn Sie NUR den Votrag per Zoom besuchen möchten, können Sie sich im unten stehenden Anmeldeformular eintragen. Ihnen werden die Zugangsdaten dann per Mail mitgeteilt. 

09:15-09:45: Einlass mit kleinem Tagungsfrühstück

 

09:45-10:00: Einführung in den Tag: Thomas Kühn (IPU)

 

10:00-12:00: Panel 4: Soziales Trauma und die Politik der Zeugenschaft

 

  • Veronika Heller (IPU): Tradierungen der Shoah in Gesprächen mit Überlebenden
  • Kira Rudolph (KKC): Versagte Anerkennung: sexualisierte Gewalt gegen weibliche Häftlinge in NS-Konzentrationslagern
  • Adina Dymzyk (AMCHA Berlin): Transgenerationalem Trauma begegnen
  • Phil C. Langer (IPU): Transforming Trauma into Testimony: ISIS Child Soliders’ Stories

 

12:00-13:00: Mittagspause mit Fingerfood

 

13:00-15:00: Panel 5: Politics of Pride

 

  • Katrin Voigt (IPU): National Pride and Shame as Affective Practices – Analyzing Symbolic Boundary Drawing in the Context of Nationhood
  • Aisha-Nusrat Ahmad (DeZIM, IPU): Afghan Women in Solidarity – Counter Nar-ratives on the Dialectics of Oppression and Token Recognition
  • Christopher Day (University of Coventry): “Being stripped of the subversive”: resisting rainbow capitalisation
    and political normalisation at Pride parades and events
  • Dmitry Uzlaner (FU Berlin): "We'll kill everyone, rob everyone we need. Everything will be as we love!": Ideology and transgressive enjoyment

 

15:00-16:00: Closing Session mit Berichterstatter*innen und Graphic Recording Presentation und Premierung des besten Posters

 

16:00: Ende der Tagung

Anmeldung

Die Tagung ist ausgebucht und die Anmeldung geschlossen. Sie können sich weiterhin für den Online-Abendvortrag von Cynthia Miller-Idriss am 26. April 2024, 19 Uhr anmelden.